Yellow Stone National Park

Mit dem Yellowstone setze ich mich schon längere Zeit gedanklich auseinander. Viele Berichte habe ich gelesen und die Geologie mit den Kräften unter der Erde fasziniert mich. Am beeindruckendsten fand ich die Fotos, die National Geografic veröffentlicht hat. Demenstprechend war ich auf den Besuch im Park gespannt.

 

Grand Canyon ist großartig. Aber der Yellow Stone beeindruckt mich nochmals mehr. Manu sprach davon, dass es fast zu viele Eindrücke sind.  Und tatsächlich, die Landschaft ist so abwechslungsreich schön, dass man fast davon besoffen wird. Gleich die ersten Minuten sehen wir doch glattweg einen Büffel, der nahe des Eingangs zum Park faul auf der Erde liegt. Anhand der Kuhle kann man erkennen, der ist öfters hier. Ist bestimmt der Quotenbüffel.

 

Als nächstes fahren wir nahe des ersten Parkplatzes an einer heißen Quelle vorbei. Obwohl ich das Gefühl habe, der Finger wird kaum noch vom Auslöser der Kamera kommen, mach ich ein erstes Bild aus dem fahrenden Auto. Es geht nicht anders, es musste sein. Oh ist das spannend!

Überall sprudelt heißes Wasser, zischen schweflige Dämpfe und schillert es in komplexen Farben. Alles Zeugnisse vom Supervulkan, der die vielen Thermalquellen speist. Es sollen 10000 heiße Quellen und ca 300 Geysire im Park existieren.

Nach 5 min Fußweg kommen wir an einem Fluss vorbei, der als solches schon total schön aussieht. Aber am Rand läuft heißes, dampfendes Wasser hinein und macht das ganze unwirklich.

 

Unser eigentliches Ziel lautet Grand Prismatic Spring, sicherlich eines der bekanntesten Farbkleckse in dieser Landschaft. Es ist ein heißer Pool von 70 x 90 Meter Durchmesser und 50 m Tiefe. Das heiße Wasser nährt zahlreiche Bakterien, die in schillernsten Farben den Rand des Pools zu einer Augenweide gestalten. Da ich direkt davor stehe, kann ich nicht alles überblicken. Das folgende Foto ist mit einem Fischaugen-Objektiv entstanden. Damit kann ich fast 180 ° Sichtfeld einfangen.


Ein leichter Wind empfängt mich am hölzernen Laufsteg und wirkt erfrischend. Da schlägt uns zum ersten mal der warme Dampf der Quelle entgegen. Es ist wie in einer Sauna, nur der schweflige Geruch kommt hinzu.

Aufnahmen dieses Hot Spots aus erhöhter Position sind atemberaubend schön. Deswegen beschließen wir alle zusammen diesen Ort am folgenden Tag noch einmal zu besuchen, aber von einer anderen Position anzufahren.

 

Wer vom Yellow Stone erzählt, kommt an der bekanntesten Attraktion kaum vorbei, dem Gysier Old Faithfull. Übersetzen kann man das mit "Der alte Getreue". Den Namen hat er kurz nach seiner Entdeckung 1870 erhalten, da er in einer beharrlichen Regelmäßigkeit die inneren Kräfte durch heftige Eruptionen frei lässt. Dabei wird heißes Wasser düsenartig 30 bis 50 m hoch geworfen, was sich dann als große Dampfwolke verflüchtigt. Vorher zieht sie jedoch weit sichtbar über das Gelände.

 

 

Bei unserer Ankunft drängen sich Massen von Leuten um einen halbkreisförmigen Steg um den Gysier. Alle 90 min soll er aktiv werden und es sind gerade noch ca. 10 min bis zur Eruption. Perfektes Timing.

 

Ich schnappe mein Handy und schalte auf Video. Dann halte ich es über die Köpfe der Menschen, denn ich sehe kaum hindurch. Nach 3 min wird es anstrengend im Arm und ich lasse ihn ab, da faucht eine kleine Fontäne los. Mist! Genau in diesem Augenblick geht es los...? Denkste! Nachdem ich das Video erneut gestartet habe, versiegt der Anfall in leichten Dampf. Ok, er bereitet sich wohl vor. Ich halte das Handy wieder hoch und weitere Minuten vergehen. Ihr werdet es nicht glauben, aber selbes Spiel wieder. Ich nehme den Arm runter und stoppe das Video, um den Speicher nicht unnötig mit warmen Dampf zu füllen. Da faucht das Ding wieder los.

 

Ok, der sieht mich wahrscheinlich. Also, es hilft nix. Ich halte das Handy hoch und starte bzw. stoppe nach 1 min oben haltend die Sequenz. Und das wird belohnt.

 

Der Ausbruch beginnt - allerdings viel leiser als ich erwartet hätte. Natürlich sieht das Klasse aus. Wie eine überhitzte Dampflock, die Druck ablässt. Und von dieser Vorstellung dachte ich, muss es irgendwie laut sein.

 

Der Vorgang dauert ca. 2 min und dann ist es vorbei. Die Aufregung legt sich, die Leute klatschen tatsächlich Beifall.

 

Naja insgesamt schick, aber irgendwie läuft alles unromatisch ab. Nach einer notwendigen Stärkung in der nahe gelegenen Futterbude laufen wir eine der Touristenpfade ab. Jetzt wirds richtig schön!

 

Die Massen von Leuten lassen wir hinter uns. Der Weg schlängelt sich märchenhaft durch eine Farbpalette der Natur. Wir wissen nicht mehr so recht, wo man die Kamera überhaupt noch hinhalten soll. Manuela spricht dass aus und mir wird da auch bewusst: Mist, das stimmt - die vielen Fotos - das wird ne Arbeit diese zu sortieren und zu sichten.

 

Ich beschließe ab sofort noch überlegter und sparsamer an die Fotografien heran zu gehen, was mir fürchterlich misslingt.


Ein paar Gedanken zur Geologie

Der gesamte Park ist durch 3 Ausbrüche des unter der Erde schlummernden Supervulkanes entstanden. Um eine Vorstellung zu geben, wie rießig die Auswürfe waren, hier ein kleiner Vergleich:

Beim ersten Ausbruch wurde so viel Material ausgeworfen, das man damit die Fläche von Mecklenburg-Vorpommern 110 m hoch locker aufschütten könnte. Erstaunlicher Weise sind die Eruptionen in auffällig gleichmässigen Abständen aufgetreten - so sagt die Wissenschaft. Der erste Ausbruch fand vor 2,1 Millionen Jahren statt, dann folgte der Zweite vor 1,3 Millionen Jahren. Der Letzte reiht sich mit 650.000 Jahren brav ein. Wer nun etwas rechnet, kann leicht ableiten, dass ein vierter Ausbruch zeitgeschichtlich bevor steht. Ob nun in 100, 1000 oder in 10000 Jahren weiß nur Mutter Erde.

 

Wie dem auch sei, nur durch diese innere Antriebsquelle wird dieser spektakuläre Betrieb möglich. An den unzähligen Fumarolen ist mir aufgefallen, das jede Quelle ihre eigene tiefe Quelle besitzen muss, egal wie dicht sie zusammen liegen. Anders ausgedrückt: es kann keine Verbindung zwischen den brodelnden Wasserlöchern geben, weil das Niveau der Wasseroberfläche überall anders ist. Das wäre nicht möglich, wenn alles miteinander verbunden ist.

 

Die heißen Quellen besitzen zudem unterschiedlichste Verhaltensmuster. Blubbert ein Topf vor sich hin, kann es 1 m daneben schon kräftig zischen und sprudeln. Die lauteste Quelle pfeift beeindruckend laut mit einem kontinuierlichen Dampfstrahl vor sich hin.


Die beiden ersten Hotspots befinden sich nicht weit von unserer Unterkunft entfernt. Nicht weit bedeutet eine Autostunde. Wie groß das ganze Gebiet des Parks sich erstreckt, zeigt sich in den nächsten Tagen. Um an das entgegen gesetzte Ende des Parks zu gelangen, fahren wir an einem anderen Tag etwas über 3 Stunden vom Westtor durch die bergige Landschaft. Dabei ist die Tour alles andere als langweilig. Am schönsten finde ich die vollkommen naturbelassenen Flussläufe. So muss es früher überall auf der Welt ausgesehen haben. Der wilde Verlauf wird lückenlos von toten Baumstämmen umramt, denn niemand räumt hier einen gefallenen Baum weg. Es liegen genauso viele tote Baumstämme auf dem Boden wie lebende Bäume drum herum stehen. Das ist ein einmaliges Bild. Oder wie würde Uwe nun sagen: schön ist es hier im Harz.

 

Obwohl wir massenhaft Büffel, Krähen und Gabelböcke sehen können, erstaunen mich mit der Zeit die teilweise vollkommen leeren weiten Landstriche. Kein Tierchen weit uns breit, nicht einmal kleine Nager, wie sie bei unserer Unterkunft massenhaft auf den Bäumen sitzen (Streifenhörnchen). Auf der anderen Seite wird überall vor Bären gewarnt. Ich sehe alle Fliegenfischer mit Antibärenspray rumlaufen. Berechtigt, denn vor allem Wanderer sind jedes Jahr von Unfällen betroffen. Tote gibt es glücklicher Weise selten, jedoch sind im Schnitt 40 Verletzte zu beklagen. Einem Männchen oder einer Bärbel mit Jungen möchte ich auch nicht gegenüber stehen, trotzdem hoffen wir alle sehr, Bären zu sichten. 

 

Alternativ tut es auch der Wolf. Um diesen Glück nachzuhelfen, recherchiere ich ein wenig über Erfahrungswerte von Beobachtern. Auffällig oft wird dabei das Lamar Valley erwähnt. Daher geht es am letzten Tag dort hin, was sich lohnen wird.

Zuvor gibt es ein gemeinsames Abendessen mit einer ausgesprochenen Spezialität (ja sowas gibts hier :-) ): T-Bone-Steak. Grund ist auch die Verabschiedung von Manu und Holger. Die Beiden werden zusammen wieder Richtung Nordwesten reisen. Ich verbleibe mit Thorsten, Gabi, Wiebke und Uwe die restlichen Tage vor dem Rückflug im Yellowstone-Park.

Und da fahren sie... Ich wünsche Euch eine gute Reise und kommt gut wieder in Deutschland an. Übrigens ist das Auto ordentlich zugelassen, falls jemand sich über das fehlende vordere Nummernschild wundert.

Natürlich ist ein VW kein stilechtes fahren hier, aber könnt Ihr euch erinnern, was ich über amerikanische Autos geschrieben hatte? Der Jetta war eine sehr gute unfreiwillige Wahl.